24h Burgenland extrem

Freitag 26. 01. 2018 04:30 in der Nacht, knapp 120km rund um den Neusiedler See. Datum, Uhrzeit und Distanz bringen bereits genügend Argumente für den Namen der Veranstaltung.  Rund 3500  Starter meldeten sich für die unterschiedlichsten Distanzen an.

  • 120k von Oggau – Oggau (Laufen, Walken, Wandern, Gehen)
  • 60k von Apetlon – Oggau (Laufen, Walken, Wandern, Gehen)
  • 25 von Neusiedl am See nach Oggau (Walken für Schüler ab 10)
  • 360k 3x die Runde mit dem Rad

2016 nahm ich zum ersten Mal diese Herausforderung an, und nachdem es mein erster „Lauf“ über die Distanz eines Marathons hinaus werden sollte, plante ich die ersten 30km zu gehen und erst danach langsam zu laufen. Beim Start in Oggau hatte es damals -18° Celsius. Da ich mich nach km 75 in Neusiedl am See unmittelbar nach der Verpflegungsstelle verlaufen hatte, und auch meine Uhr keinen Saft mehr hatte, mußte ich nach rund 100km vollkommen fertig aufgeben.

Im Herbst des letzten Jahres folgte mein zweiter Versuch einen Lauf mit mehr als 100km zu absolvieren. WienRundumadum war aber bereits nach 30km zu Ende. Meine Achillessehne hatte nach der Tour de Tirol doch größere Aufmerksamkeit und Regeneration benötigt.

Im November und Dezember verzichtete ich auf übermäßig langes und intensives Training. Viel Dehnen und einige medizinische Checks waren in dieser Zeit wichtiger.  Am 03. 01. also etwas mehr als 3 Wochen vorm >Burgenland extrem< folgte die Generalprobe für diese Aufgabe. Mit Georg Neuhold und Martha Sommer plante ich einen Testlauf von rund 62km. Sehr bald merkte ich das die beiden einen Tick stärker waren als ich, so mußte ich die beiden immer wieder ein wenig bremsen. Dennoch merkte ich nach 50km einen deutlichen Einbruch und konnte mich nur mit viel Überwindung für die letzten km motivieren. Darum war für mich auch sehr rasch die Entscheidung getroffen, nicht mit den beiden die 120km in Angriff zu nehmen, sondern alleine auf die Reise zu gehen.

 

Donnerstag 25. Jänner:

Nach einem langen Arbeitstag kam Georg recht spät am Abend  aus Graz zu uns nach Hause. Wir plauderten noch ein wenig und ich feilte noch ein wenig an meiner Strategie für en nächsten Tag. Der Plan im Groben Überblick:

05:40 Mörbisch
07:40 Balf
09:00 Hegykö
11:30 Apetlon (halbe Distanz)
13:30 Podersdorf
15:00 Neusiedl am See
18:00 Purbach
20:00 Oggau (Ziel)

In Apetlon wollte ich mich mit meiner Frau abstimmen, wo sie zur Betreuung auf die Strecke kommt.  Die Nacht vor dem Lauf war nicht gerade erholsam. Nach nur 3 Stunden Schlaf, also um 02:00 morgens signalisierte mein Wecker das es Zeit war in die Gänge zu kommen. Die letzten Vorbereitungen abgeschlossen und ab ging es mit Georg nach Oggau. Im Startbereich bekamen wir im dichten Gedränge ein minimalistisches aber ausreichendes Frühstück. So viele bekannte Gesichter die mir hier begegneten. Vor zwei Jahren war ich hier irgendwie noch anonymer am Start 🙂

Martha organisierte unsere Startnummern uns so trafen wir uns unmittelbar vorm Start. Georg und sie planten mit mir gemeinsam zu laufen. Für mich war das in Ordnung solange das Tempo für mich nicht zu schnell werden sollte. Mit 6 Minuten und 20 Sekunden am Kilometer starteten wir von Oggau Richtung Süden. Rust, Mörbisch, Fertörákos und Balf sehen wir nur durch unsere Stirnlampen erhellt. Das Tempo war genau richtig und die Bedingungen beinahe perfekt. Kein Wind und keine Minusgrade machten das Laufen richtig leicht. Nach Balf hatten wir die ersten gut 30km hinter uns gelassen und die erste Verpflegung sollte uns Kraft geben für die nächsten Abschnitte. Bis Hegykö und der nächsten Labestelle waren es etwa 12 km. Hier kam aber mein erstes mentales Tief. Ich blickte auf die Uhr und es waren gerade mal 37km geschafft. Ich begann zu überlegen und zu rechnen wie weit es noch bis Oggau ist. VIEL ZU WEIT!!!!! Martha hatte dort ein Problem mit einer Sehne im Knie. Es folgten einige kurze Pausen. Das Gehen bereitete ihr mehr Probleme als das Laufen, somit waren längere „Gehpausen“ vom Plan gestrichen. Irgendwie konnte ich dem Impuls zum pausieren widerstehen und den Anschluss an die beiden halten. Von der zweiten kleinen Jausenstation bis Apetlon fand ich sehr gut in meinen Rhythmus, und konnte sogar recht lange das Tempo vorgeben. Durch den Nationalpark über den eisernen Kanal nach Fertöujlak auf teilweise sehr schönen Waldstücken aber auch auf sehr langen und langweiligen Radwegen, zurück über die Landesgrenze und rein nach Apetlon, um 45 Minuten früher als ursprünglich gedacht. Gestärkt durch Frankfurter und ein alkoholfreies Bier sollte die zweite Hälfte geschafft werden. Ich gab unnötige Textilien an zwei Damen aus Salzburg die ich im Restaurant kennenlernte und machte mich mit deutlich weniger Gewicht im Rucksack auf die Piste. Ein kurzes Interview für den Kurier und schon ging es weiter.

Nach 3km die sehr locker zu laufen waren folgte der Abschnitt der als „Hölle“ bezeichnet wird bis Podersdorf. 12 lange Kilometer gerade aus, entlang des Ufers. Naja, zumindest sahen wir hier endlich mal den See. Etwa 5km vor Podersdorf wo meine Frau auf uns wartete gab es eine weitere kleine Labestation. Ich nahm nur wenig zu mir und verabschiedete mich von meinen Wegbegleitern. Ich wollte ein paar Meter gehen, mich erholen, und dann eventuell wieder mit ihnen gemeinsam laufen. Mein Kopf meinte „durchlaufen kannst du das nicht, du mußt gehen!“ Auf diesen ersten Metern lerne ich einen weiteren sehr starken Läufer kenn und wir unterhielten uns über verschiedene Veranstaltungen die wir bereits erleben durften. Diese Abwechslung beflügelte mich förmlich und ich lief meine bis dahin schnellste Pace. Irgendwie eigenartig wie das oft geht 🙂

Podersdorf: Schock und Erleichterung liegen oft sehr knapp zusammen. Ich erreichte das Seecafé und freute mich auf frische Säfte und eine Toilette. Nachdem hier jedoch 80 Polizeischüler die in Apetlon den „Final Trail“ als Gruppenveranstaltung absolvierten das Gasthaus stürmten war hier an eine Erfrischung nicht zu denken.

Zum Glück stand Steffi, meine Frau, unmittelbar vor dem Café mit einem gut gefüllten Kofferraum. Gut betreut und ohne Rucksack, ab nun schaffte ich die nächsten 15km bis Neusiedl am See ohne größere Schwierigkeiten. Auch die Schmerzen in der Schulter die mich doch lange begleiteten waren ohne Gepäck am Rücken deutlich geringer.

Irgendwo bei Weiden überholten mich Georg und Martha während ich den Kofferraum meines Begleitfahrzeuges plünderte. Im Pannoneum in Neusiedl angekommen bemerkte ich das ich voll im Plan war. Es war 15:00 Uhr. Ich nahm mir ausreichend Zeit um mich mit einer Suppe zu stärken und wechselte meine komplette Bekleidung. Nur die Schuhe wollte ich hier noch nicht tauschen. Der Cloudfyer war bis hier ein sehr guter Partner gewesen. Kurz bevor ich mich auf den Weg für die letzten 30km machen wollte erkannte ich mit Christian Weingartner einen ehemaligen Arbeitskollegen und Botschafter der Veranstaltung. Er begleitete Martin Schuneritsch von Apetlon nach Oggau. Die beiden waren als „Walker“ auf der Strecke und starten bereits Richtung Jois.

Ich traf eine für mich sehr gute Entscheidung. Noch kurz rasten. Georg und Martha, die ich hier wieder getroffen hatte waren mir hier zu eifrig unterwegs und wollten gleich weiter.  So entschloß ich mich dazu Chris und Max einzuholen und die restliche Distanz zu gehen. Recht frisch und auch sehr flott starte ich raus und nach rund 2km sah ich die beiden, bremste mich ein und wir unterhielten uns bestens bis Purbach. Ob die kleine Pause in Breitenbrunn und eine Dose Bier dazu beigetragen haben?

In Purbach angekommen. Die Dämmerung wich der Nacht und ab hier benötigen wir wieder unsere Stirnlampen. Chris beendete hier nach Problemen im Fuß seinen Bewerb. Max wollte hier mit Paul Böhm der unmittelbar hinter uns war die restlichen 15km bis in Ziel laufen. Also war für mich klar, ab hier bin ich alleine unterwegs. Paul ist ein sehr starker Läufer und da wollte und konnte ich mich nicht anhängen. Ich entschied mich vor den beiden wieder zu starten und locker versuchen zu Laufen. Vielleicht geht ja noch ein wenig dachte ich mir.

Was sich jedoch auf diesen letzen Kilometern bis ins Ziel abspielte kann ich nicht erklären. Ich konnte fast locker meine Pace halten und lief sogar meine schnellsten Rundenzeiten! Vielleicht half hier auch der Umstand mit, das meine zweite Stirnlampe den Dienst verweigerte und ich nur mit der Taschenlampenfunktion meines Handys und den Lichtkegeln der Walker welche ich überholte den Weg bis Oggau erahnen konnte.

Die letzen Kilometer, alle Zweifel beseitigt, ich wußte ich würde heute das Ziel erreichen! Um 20:00 Uhr (!) erreichte ich den Zielbogen in Oggau den ich 15 Stunden und 30 Minuten zuvor zuletzt gesehen hatte. 13:29:57 auf der Straße und weitere 2 Stunden bei den Gasthäusern…. Punktlandung 🙂

Das war es also. Nach zwei gescheiterten Versuchen sollte es funktionieren. Ein unbeschreibliches Gefühl für mich wenn die Pulsuhr die 100km Marke umspringt.

Danke an all jene die mich vor, während und auch nach dem Lauf unterstützt haben!!!!

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