Austria Race Across Burgenland

Am 26.08. fand die  12. Auflage der längsten Laufveranstaltung Österreichs statt. Die Aufgabe: 218km von Kittsee nach Kalch zu laufen. Alleine. NEIN,.. SO verrückt bin ich (noch) nicht,….

ABER,…. Vor wenigen Wochen erfuhr ich von der Möglichkeit, diese Strecke auch als Staffel zu bewältigen. Zufällig erfuhr ich von der Teilnahme eines Freundes und dass noch ein Läufer gesucht wurde. Nach kurzer Kontaktaufnahme mit Kraxi war klar, ich bin am Start!

Das Team und der Plan:

  1. Tino Griesbach Ultrarunner von Kittsee – Eisenstadt   57 km
  2. Hannes „Kraxi“ Kranixfeld Eisenstadt – Oberpullendorf  47 km
  3. Georg Neuhold Oberpullendorf – Kohfidisch 50 km
  4. Thomas Lanz Kohfidisch – Kalch  64 km

Schnell war das Ziel gefunden. Tino wollte nach 5 Stunden in Eisenstadt an Kraxi übergeben, der nach weiteren 4 Stunden Georg auf die Reise schicken wollte. Er gab sich selbst 5 Stunden Zeit für seinen Abschnitt. Demnach wäre mein Start gegen 23 Uhr in Kohfidisch gewesen. 6 Stunden später wollten wir in Kalch unseren Sieg feiern,…. HAHAHAHAHA J Der Veranstalter plant erst gegen 06:00 morgens mit dem ersten Käufer im Ziel,… das sagt eigentlich schon alles.Freitag am Abend kam die erste Hiobsbotschaft: Kraxi vermeldete Schmerzen in der Wade. Beim Einlaufen zwickte es so stark, dass ein Start am nächsten Tag fast auszuschließen war. Nach Rücksprache mi Daniel, dem Veranstalter, war die Lösung recht schnell gefunden. Tino sollte die ersten 57 km laufen und wie geplant an Kraxi übergeben. Wenn der nicht mehr kann, selbst wenn es nach 1 km sein sollte, kann er mit Georg abklatschen, und der sollte soweit laufen wie er kann, und den „Rest“ übernehme ich. Also rund 150 km die wir uns aufteilen sollten… 75 km! Naja, vom Ziel des Teams habe ich mich im Kopf bereits verabschiedet – unrealistisch für mich. Mir war klar, dass ich 75 km schaffen könnte, aber sicher nicht mit dieser Geschwindigkeit. Das war mit persönlich aber auch egal,…

Es sollte ein langer Tag werden und demnach wollte ich Samstag so lange wie möglich schlafen um ausgeruht am Start zu stehen. Selbst dieser Plan ging nicht auf. Wie üblich endete die Nacht recht früh und so verfolge ich den Lauf via WhatsApp mit. Die erste Nachricht von Georg: Es sieht gut aus, Tino läuft mit 5:10 am Kilometer und liegt in Führung! WAHNSINN,… 05:10 anzulaufen bei 57 km dachte ich mir,… Was ist das denn für einer? – unglaublich für mich bei dieser Hitze! Nach 2 ½ Stunden der erste Tiefschlag. Tino geht’s nicht mehr so gut. Das war etwas zu früh. Eine Stunde später war das Rennen für unseren Startläufer auch schon vorbei. Das Knie spielte nicht mehr mit. Bis hier hatten wir gerade mal  39 km hinter uns. Die Führung war verloren, denn auch eine weitere Staffel kämpfte mit den Bedingungen und schickte bereits nach 32 km ihren frischen Mann auf die Strecke.

Zu dieser Zeit war ich bereits in Mattersburg, damit ich meine Kollegen tatkräftig bei der Betreuung unterstützen konnte. Bevor ich Kraxi über die Bundesstraße „fliegen“ sah rechnete ich nicht mehr mit  einer Zielankunft. Wie auch? Er hatte Probleme mit der Wade, und sollte Georg nach bereits 50 km einsteigen müssen, dann hätten wir etwa 170 km die wir uns noch teilen sollten. Selbst wenn Georg das schaffen sollte, 85 km wären mir vermutlich zu viel geworden.

Aber dann kam Kraxi. Unglaublich was er machte! (Sein Bericht folgt weiter unten) Alle 3 km versorgten wir ihn mit dem Nötigsten, und so sprintete er immer weiter in Richtung Oberpullendorf. Jeder gelaufene Kilometer bedeutete ein Ersparnis für Georg und mich. Kraxi schaffte unglaubliche 50 km in knapp über 4 Stunden!!! Damit legte er den Grundstein für den Erfolg des Teams! Er hat nicht nur sein Ziel erreicht, er konnte sogar noch 3 km von Tino wettmachen. Dennoch musste Georg 15  km eher einstiegen. Ich versuchte ihn etwas zu bremsen. Er sollte es bitte nicht zu schnell angehen, es war extrem heiß und wir hatten mittlerweile über eine Stunde Vorsprung! Er sollte nach Möglichkeit bis Kohfidisch aushalten, also die übrigen 15 km von Tino übernehmen. Somit hätten wir beide noch jeweils rund 65 km zu laufen. Meine Zuversicht kam zurück.

Nach einigen Stunden der Betreuung fuhr ich nach Kohfidisch zur Staffelübergabe. Noch 2 Stunden schlafen und dann halbwegs wach durch die Nacht nach Kalch. Ich lag im Auto, doch an einen erholsamen Schlaf war nicht zu denken. Ich wechselte meine Kleidung und bereitete mich bereits 3 Stunden eher als geplant für meinen Start vor. Warum auch immer J

Daniel parkte sich neben mir ein. Er wollte hier auf den führenden Einzelstarter warten. Andreas Michalits startete 3 Stunden vor den Staffelläufern und lag immer noch weit vor uns! Ich plauderte ein wenig mit Daniel und nachdem er den Läufern nochmals entgegen fahren wollte begleitete ich ihn. Somit konnte ich ein wenig die Wartezeit bis zu meinen Einsatz verkürzen. Ziemlich genau 10 km später (besser gesagt früher) trafen wir auf Andreas‘ Betreuerteam. Wir parkten ein und warteten kurz auf den Führenden. Als er auftauchte fehlten mir die Worte. Eine unfassbare Leistung die dieser Mensch vollbringt dachte ich mir…. Kurze Zeit später fuhren wir weiter als „Geisterfahrer“ um weitere Sportler auf der Strecke aufzustöbern. Am offenen Feld fand ich Kraxi und Tino welche auf Georg warteten. Einen weiteren Kilometer später erspähte ich auch schon unseren Athleten. Gut ausgesehen hat das hier nicht mehr J Wir wendeten den Wagen und blieben bei unseren Team stehen. Schnell war klar, für Georg geht’s nicht mehr weiter. Die Entscheidung war schnell getroffen. Er sollte noch 5 km schaffen und Daniel bringt mich an die Stelle zurück wo wir kurz zuvor Andreas getroffen hatten.

Georg schaffte es am Ende, weitere 5 km vom Start, aufzuholen und so sollten etwa 10 km für mich übrig bleiben. Zum Glück war ich bereits fertig umgezogen für meinen Einsatz und ging somit gegen 23:30 ins Rennen. Der Vorsprung lag noch immer knapp bei 2 Stunden, also wollte ich es „einfach“ nachhause bringen.

Vom Lauf kann ich nicht viel erzählen. Es war NACHT. Die nächsten 6 Stunden sah ich dank meiner Stirnlampe lediglich 5 Meter. Das Highlight war alle 4 km mein Team auf der Strecke und das „überholen“ des Einzelläufers in Kohfidisch. Aber bis auf Tino, Kraxi und Georg war da niemand. Alleine durch die Nacht durchs Burgenland…. Da mal ein Reh, dort mal ein verdutzter Autofahrer der mich ungläubig aus seinem Gefährt bestaunte J

Die Dunkelheit und die „Einsamkeit“ hatten laut eigenen Angaben Georg bereits gebrochen. Auch meine Erfahrung in der Nacht war schlicht nicht vorhanden,… Aber nachdem ich nächstes Jahr etwas Spezielles vorhabe, sollte das als perfektes Training dienen. Ab und zu hatte ich Angst während des Laufens einzuschlafen. Sekundenschlaf beim Laufen, wieder eine neue Erfahrung für mich J

Überraschend konstant konnte ich meine 74 km durchziehen und nach etwas mehr als 8 Stunden das Ziel in Kalch erreichen! Überglücklich aber endlos müde L

Letztendlich benötigte unser Tam 22 Stunden und 44 Minuten. Mit einem Betreuerteam welches nicht zusätzlich laufen sollte, und wenn Tinos Knie gehalten hätte, wäre sicher noch mehr möglich gewesen. Gut so, es reichte dennoch zum „Streckenrekord“ und uns bleibt noch etwas zum Optimieren für nächstes Jahr.

 

Bericht aus Kraxi´s Sicht:

Hallo Thomas!

Hier ein Kurzbericht von meinem Teilabschnitt.

Nachdem ich am Vortag ja bereits FAST meine Teilnahme an unserer Staffel abgesagt hatte, habe ich mich noch Stundenlang mit Elektrostimulationen, Faszienrolle und Schmerzsalben doch irgendwie (fast) FIT bekommen für den Renntag. Wie vom Wetterbericht vorausgesagt sollte es ein richtig HEISSER Tag werden und am Start in Kittsee war ich mir immer noch nicht sicher, ob ich überhaupt Laufen kann.

Zu meiner und Georgs Überraschung übernahm Tino von Beginn an die Führungsrolle. Alles schien einfach PERFEKT zu laufen, bis Tino bei km 30 oder … das erste Mal von Knieschmerzen sprach. Diese wurden leider nicht besser und bei km35 sah es nicht mehr so gut aus, das Tino seinen Abschnitt fertiglaufen kann. Ein paar Kilometer später, ca. bei km 38 trafen wir dann auf das HFP Team. Auch die hatten so ihre Probleme und bei Ihnen lief bereits der 2. Läufer, da der erste bei KM 31 bereits aussteigen musste. Bei dieser Versorgungstelle ging es Tino dann schon so schlecht, dass auch er bald aufgeben musste. (ca. bei km 39)

In Zwischenzeit mussten wir auch unsere Führung abgeben und wir hatten ca. 1min Rückstand. Also musste ich, früher als geplant, doch ran.

Trotz über 30°C spürte ich gleich, heute läuft es gar nicht schlecht. Was mir auch meine Kilometerzeiten bestätigten (km 1 in 4:29; km 2 in 4:45; km 3 in 4:48). Es war MEIN Wetter, genau das Wetter wo andere Läufer nicht Laufen wollen oder können.

So lief ich und bis km 15, beim ersten Checkpoint in Eisenstadt ging es mir einfach PRÄCHTIG. Durch Eisenstadt durch und auch noch bis ca. km 25 ging es einfach SUPER, aber danach merkte ich doch, das ich vor noch 14 Tagen den Allgäu-Panorama-Marathon mit über 1400hm gelaufen bin und das noch dazu sehr am Limit. Meine Wade spürte ich auch immer wieder ganz leicht, aber was hatte ich erwartet, nach den letzten Tagen. (und auch die HITZE, mein Freund, hatte mich nicht mehr lieb)

Aber ich musste weiterlaufen, schließlich konnte ich Georg nicht gleich 40km mehr laufen lassen als vorgesehen.

Also lief ich weiter, ab km 30 (Mattersburg) ging es meist aufwärts, aber schon kurz davor begannen meine Kilometerzeiten über 5min/km zu steigen. Ich wollte unbedingt weiterlaufen und freute mich sehr, Thomas alle 2-3km wieder zu sehen. Wobei ich meinen Staffelpartner und gleichzeitig Begleiter und Betreuern bereits mitteilte, dass es mir nicht mehr gut geht und Georg sich schon vorbereiten soll, so das er LAUFBEREIT ist, sobald es wirklich nicht mehr geht.

Wie bereits erwähnt ging es nun aufwärts und ich wollte diesen SCHEISS BURGENLÄNDISCHEN Berg noch bezwingen!

Ich quälte mich hoch. Zu meiner Überraschung schaffte ich es den SIEGGRABEN hoch mit nur einer einzigen Kilometerzeit von über 6min/km. Oben angekommen wollte mich der Georg schon ablösen, aber ich sagte NEIN, KOMMT NICHT IN FRAGE, DEN JETZT KOMMT MEIN TEIL! Will heißen es ging ABWÄRTS und so lief ich km 42 bis 48 wieder ganz klar unter 5min.  (obwohl es mir … ging)

So gut es mir bis km 48 ging, so schnell kam auch mein persönliches ERROR. Nun ging es mit mir RAPIDE abwärts und ich musste Georg mitteilen, dass er nun doch übernehmen muss.

Dies geschah bei km 52,8, bis dahin hatte ich trotzdem einen Kilometerschnitt von genau 5:00min/km. Das machte mich einerseits zwar STOLZ, aber andererseits auch taurig.

Die Zeit war in Anbetracht der Umstände zwar gut, aber ich wollte eigentlich 50km in 4 Stunden laufen und nach Tinos vorzeitiger Aufgabe wollt ich eigentlich bis nach Oberpullendorf laufen, der eigentlichen Staffelübergabe und nicht schon jetzt ZU GRUNDE GEHEN! Denn so war ich für unsere Staffel nicht die GEWÜNSCHTE Hilfe.

Gott sei Dank, liefen Georg und Thomas wie MASCHINEN, auch wenn Georg auch „nur“ 51km laufen konnte, somit hing alles an unserem BURGENLÄNDER.

Wie bereits bekannt lief dieser die weiteste Strecke (+ fast 10km) und kam überlegen ins Ziel. (auch ohne Schnitzel, schaffen wir es, in ins Ziel zu begleiten, bzw. zumindest bis 15km vor dem Ziel)

Ich musste ja Tino nach Pöllau zurückbringen und auf unserem Rückweg kontrollierten wir unseren Vorsprung. Als wir unsere ersten Verfolger  erst 16km hinter uns sahen, konnten wir SIEGESSICHER nach Hause fahren! SIEG SIEG SIEG!

Nochmals DANKE für deine ÜBERRAGENDE Laufleistung, du bist echt BÄRENSTARK gelaufen und kannst sehr stolz auf dich sein.

Du kannst gerne Teile, oder … von meinem Kurzbericht über UNSEREN Lauf in deinem Blog verwenden.

Schöne Grüße aus der Steiermark

Kraxi

P.S. Wir sehen uns in der Wachau, oder?

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